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Theorieinterviews: Society – Technology – People

Video-Interviews des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) mit Theoretikerinnen und Theoretikern zur Erklärung von Ursachen, Treibern sowie sozialen und ökonomischen Wirkungen des technologischen Fortschritts

Theorieinterviews: Society – Technology – People

Es ist der technologische Fortschritt, der heute unser Denken und Diskutieren über gesellschaftliche Veränderungen bestimmt: Wie werden wir im digitalen Zeitalter leben, wie arbeiten, wie kommunizieren? Angesichts dessen stellen sich zugleich grundsätzliche Fragen: Wie funktioniert technischer und technologischer Fortschritt überhaupt? Was sind die Treiber, die dahinterliegen? Wer sind die Akteure, die hier handeln? Welche Wirkungsmechanismen befördern die Folgen? Und im Lichte von "4.0" erscheint relevant: Gibt es Besonderheiten der derzeitigen technischen Möglichkeiten und der technologischen Entwicklung – mit welchen Zielen?

Über diese Fragen haben wir in einem vom Bundesministerium für Bildung Forschung (BMBF) finanzierten Projekt in den Jahren 2018 und 2019 mit zwölf renommierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in Frankreich, in Großbritannien, in Österreich, in den USA und in Deutschland gesprochen. Entstanden sind Videos von jeweils rund 25 Minuten Länge. Es geht um theoretische, prominent vertretene Erklärungsansätze, die nun eine offen zugängliche, interdisziplinäre Datenbasis bilden. Unser Ziel ist nicht nur, zeitgenössisches, richtungsweisendes Denken zu dokumentieren, sondern auch, weiteren Austausch darüber anzuregen, wo sich die Menschheit in ihrer technischen und technologischen Entwicklung befindet und wohin die Reise gehen könnte.

David Bates, Berkeley, analysiert diese Verknüpfung als eine unauflösbare, symbiotische Verbindung von Mensch und Technologie in unserer kulturellen Entwicklung. Die Verbindung sei gleichermaßen eine notwendige Grundlage für gesellschaftlichen Fortschritt. Bates sagt: "There is a danger in not evolving and there is a danger in evolving", für ihn sind "interruption, error and slippage" die grundlegenden Triebfedern technologischer Neuerungen. Der Amerikaner setzt sich intensiv mit Künstlicher Intelligenz und deren Entwicklung auseinander sowie mit Automatisierung aus kulturtheoretischer Sicht.

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Yochai Benkler, Harvard, beschäftigt sich mit den Auswirkungen der Organisation von Technikgenese. Im Gespräch erklärt er, warum gemeinschaftliche Produktion von Ideen und Zusammenarbeit gerade bei digitalen Technologien anderen Organisationsformen vorzuziehen sind. Benkler forscht als Jurist über soziale Produktionen in Netzwerken und dezentrale Zusammenarbeit zur Innovation und Produktion von Informationen.

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Martina Heßler, Darmstadt, unternimmt eine technikhistorische Einordnung der Zusammenhänge von technologischer und gesellschaftlicher Entwicklung. Sie beschreibt, wie die Sichtweise auf Technik und Technologien diese zum einen bestimmen und zum anderen aber durch die Techniken und Technologien wiederum individuelles und gesellschaftliches Handeln bestimmt werden. Heßler hält den Lehrstuhl Technikgeschichte an der TU Darmstadt und forscht unter anderem zum Mensch-Maschinen-Verhältnis im 20. Jahrhundert.

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Hartmut Hirsch-Kreinsen, Dortmund, konzentriert sich auf einen Überblick zu den aktuelleren Ansätzen der Technikforschung und Technikfolgenabschätzung. Er betont dabei die Verwissenschaftlichung von Technologieentwicklung und meint, dass Technologieentwicklung "gewissermaßen gesellschaftliche Strukturbedingungen im Sinne von Institutionalisierungsprozessen" schaffe. Hirsch-Kreinsen forscht als Arbeits- und Industriesoziologe zur Digitalisierung industrieller Arbeit.

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Heinz D. Kurz, Graz, folgt dem Ansatz des österreichischen Nationalökonomen Joseph Schumpeter, weist aber auch auf die spezifischen Chancen und Risiken der Digitalisierung hin. Er erklärt die Verbindung des Prekariats der Vergangenheit mit aktuellen Formen der Digitalisierung. Kurz forscht über die Geschichte des ökonomischen Denkens und hat als Leiter des Graz Schumpeter Centre die ökonomische Theorie weiterentwickelt.

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Bruno Latour, Paris, stellt die Frage nach dem Bezugsrahmen für unsere handlungsleitenden Werteurteile in den Vordergrund: Was wollen wir in Zukunft der "carbon-based technology" aus der Vergangenheit gegenüberstellen? Beim Ringen einer "hypermodernen" Gesellschaft um ihre Zukunft argumentiert Latour aus Perspektive der von ihm entwickelten "Akteur-Netzwerk-Theorie". Der Franzose gehört zu den Interviewten, die eine sehr enge Verknüpfung zwischen Menschen und technischen Artefakten sehen.

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Frédéric Lebaron, Paris, erweitert die Ideen des französischen Soziologen und Sozialphilosophen Pierre Bourdieu um die Entstehung und Nutzung von Technik. Er erläutert, wieso wir Gefahr laufen, in Zukunft weniger fundamentale technologische Neuerungen zu entwickeln und was helfen könnte, um dieses Szenario zu verhindern. Lebaron arbeitet als Soziologe zu Bourdieu und Datenanalyse und hat Bourdieus Theorie weiterentwickelt.

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Richard Münch, Bamberg, stellt im Interview die Genese der Thematik von technologischer und gesellschaftlicher Entwicklung innerhalb der Soziologie dar. Für ihn ist von zentraler Bedeutung, ob die Strukturen im deutschen akademischen System innovationsfördernd sind oder nicht. Münch forscht zu globaler Arbeitsteilung, Bildung und akademischem Kapitalismus.

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Sabine Pfeiffer, Nürnberg, thematisiert die Ziele technologischer Entwicklungen. Auch sie sieht eine enge, kulturelle Verbindung zwischen Mensch und Technik, die über das Handeln und Arbeiten gegeben sei. Sie beleuchtet etwa, ob die Frage danach, welche Aufgaben Menschen und welche Maschinen übernehmen sollten, derzeit richtig beantwortet wird. Pfeiffer erforscht unter anderem das Verhältnis von Mensch und Technik mit Blick auf Digitalisierung und Arbeitsvermögen.

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Joachim Renn, Münster, betont die Pfadabhängigkeit der durch ökonomische Strukturen dominierten Systeme. Für ihn hängt die Art der Innovation davon ab, an welchem Punkt eines Pfades man sich befindet. Wie sind Krisen und Innovationen dabei verknüpft? Das Interview zeigt es. Renn arbeitet als Soziologe in systemtheoretischer Sicht über Übersetzungen.

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Uwe Schimank, Bremen, präsentiert im Video eine systematische Analyse aus drei theoretischen Perspektiven. Kapitalismus, soziale Differenzierung und Ungleichheitstheorie stellt er dabei nebeneinander und unterstreicht ihre jeweiligen Besonderheiten. Seine kulturtheoretische Erklärung der Zusammenhänge kommt ohne die symbiotische Verflechtung von Mensch und Maschine aus, zeigt aber mögliche kulturelle Effekte von technologischen Entwicklungen. Damit beschreibt er auch eine andere Art von Polarisierung als Ergebnis von technologischer Entwicklung. Schimank forscht zur soziologischen Theorie der modernen Gesellschaft.

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Trebor Scholz, New York, beschreibt einen konsequent zu Ende gedachten alternativen Ansatz in der digitalen Wirtschaft. Ob eine Kooperative einer monopolistischen und hierarchischen Unternehmensstruktur überlegen ist – das führt er in seinen Antworten aus. Scholz setzt sich als Soziologe und Wissenschafts-Aktivist für Plattformen ein.

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